Was ist CoaXPress?
Sprinter und Marathonläufer zugleich: CoaXPress, der Standard für hohe Datenraten
Der CoaXPress (oder auch kurz: CXP) Standard wurde ursprünglich von sechs Unternehmen aus der industriellen Bildverarbeitungsbranche aus der Taufe gehoben. Ziel war es, eine schnelle Datenschnittstelle zu entwickeln, die auch die Möglichkeit bietet, eine große Datenmenge über größere Distanzen zu überbrücken. Erste CoaXPress-Schnittstellen wurden auf der führenden Messe für die industrielle Bildverarbeitung „Vision“ im Jahr 2008 in Stuttgart vorgestellt. Nach drei weiteren Jahren Entwicklung wurde CXP 1.0 dann offiziell 2011 als Standard freigegeben. Seitdem hat sich der Standard in der industriellen Bildverarbeitung etabliert. Inzwischen erfolgte eine Weiterentwicklung dieses Standards zu CXP 2.0.
Eine Schnittstelle nach CoaXPress 1.0/1.1 Standard unterstützt Datenraten von immerhin 6,25 Gbps (pro Kanal). Der aktuelle CoaXPress 2.0 Standard gibt mit bis zu 12,5 Gbps (pro Kanal) doppelt so hohe Übertragungsgeschwindigkeit vor.
Welche Anwendungsbereiche profitieren von CoaXPress?
Ein großer Vorteil der CoaXPress-Schnittstelle ist im Vergleich mit anderen Standards also die hohe Datenrate. Aber auch die größeren Distanzen, die zwischen Kamera und PC überbrückt werden können, sind für viele Anwendungen wertvoll und bieten Möglichkeiten auch für sehr anspruchsvolle Bildverarbeitungslösungen. Vor allem in der Halbleiterindustrie findet CoaXPress großen Zuspruch. In 3D AOI-Systemen (automatische optische Inspektion, engl. Automated Optical Inspection) müssen beispielsweise große Datenmengen mit hoher Auflösung ohne nennenswerte Latenzzeit realisiert werden. Weitere Anwendungsbereiche sind z.B. in der Druckinspektion, Lebensmittelinspektion, Verkehrstechnik (ITS) oder der Medizin zu finden.
Schnittstellenvergleich - CoaXPress vs. USB/GigE
Werfen wir einen Blick auf zwei altbekannte Schnittstellen, um eine Besonderheit von CXP zu verdeutlichen: USB und GigE.
USB 3.0 ist eine Schnittstelle, die sich in der industriellen Bildverarbeitung als eine zuverlässige Option etabliert hat. Der USB3 Vision Standard setzt auf die Schnittstelle USB 3.0, die auch im Massenmarkt immer weitere Zustimmung findet. So haben mittlerweile alle Laptops, PCs oder auch Tablets und Smartphones eine USB 3.0-Schnittstelle.
Gigabit Ethernet (GigE) ist seit 2006 ein etablierter Standard in der industriellen Bildverarbeitung. Gemessen an der Zahl der installierten Anwendungen, ist GigE derzeit die am weitesten verbreitete Schnittstellentechnologie für industrielle Digitalkameras.
USB 3.0 und GigE haben den Vorteil, dass sie keine zusätzliche Integration von Bildeinzugskarten im PC erfordern – ein Unterschied zum CoaXPress Standard, wo für die Datenübertragung in den PC immer eine entsprechende Einsteckkarte eingesetzt werden muss. Denn CoaXPress ist, anders als USB oder GigE, nicht bereits Teil des Standard-PCs. Ein weiterer Grund für die Bildeinzugskarten ist die Einsparung von CPU-Last: die bei CoaXPress üblichen hohen Datenraten würden ohne eine spezielle Bildeinzugskarte die CPU im PC allein schon mit dem Transfer der Bilddaten stark belasten.
Upgraden auf CoaXPress 2.0
Nachdem wir einen Blick auf die grundsätzlichen Unterschiede der einzelnen Schnittstellen geworfen haben, schauen wir nun genauer auf den CoaXPress 2.0 Standard: Eine Schnittstelle nach CoaXPress 1.0/1.1 Standard unterstützt Datenraten von immerhin 6,25 Gbps (pro Kanal). Der CoaXPress 2.0 Standard gibt mit bis zu 12,5 Gbps (pro Kanal) doppelt so hohe Übertragungsgeschwindigkeit vor. Doch welche Möglichkeiten oder Vorteile bietet ein Upgrade auf CoaXPress 2.0 für Ihr System, wenn Sie vorher mit Schnittstellen wie USB oder GigE gearbeitet haben? Was Sie bei einem Wechsel grundsätzlich beachten und berücksichtigen sollten, zeigt unsere Tabelle in einem kompakten Überblick:
Was unterscheidet die Schnittstellenkarte vom Framegrabber?
Nun wäre noch zu klären, welcher Art die Bildeinzugskarte ist, die für die Anbindung einer CoaXPress-Kamera im PC vorhanden sein muss. Handelt es sich hierbei um eine Art Framegrabber?
Der Begriff Framegrabber stammt aus einer Zeit, als das analoge Videosignal im PC erst noch digitalisiert werden musste. Heutzutage wird das Bild jedoch schon auf dem Kamerasensor digitalisiert und dann in digitaler Form an den PC übertragen. Der Framegrabber stellt also inzwischen nur noch das digitale Interface zur Verfügung (GigE, USB, Camera Link, CoaXPress) und speichert die Bilddaten zwischen. Zudem können einige Framegrabber eine Vorverarbeitung der Daten vornehmen, z.B. Binning oder Skalierung. Die Daten werden zudem per Direct Memory Access (DMA) ohne Umweg über den Prozessor des PC direkt in den Arbeitsspeicher geschrieben. Der Zugriff auf die Bilddaten aus dem Framegrabber erfolgt meist über spezielle Software für die Bildverarbeitung (z.B. Halcon) oder standardisierte Schnittstellen wie GenICam. Der Konfigurationsaufwand und die Kosten für ein System mit Framegrabber sind vergleichsweise hoch.
Im Unterschied zum Framegrabber ist eine Schnittstellenkarte einfacher ausgestattet. Sie verzichtet komplett auf die Vorverarbeitung und nimmt lediglich die Bilddaten über den Kamera-Anschluss entgegen, um sie dann direkt im Arbeitsspeicher abzulegen. Dabei wird wieder per DMA die CPU umgangen und damit deutlich entlastet. Da es sich bei CoaXPress - im Gegensatz zu USB und GigE - um ein spezielles Machine Vision Interface handelt, ist die Hardware zur Anbindung von CoaXPress-Kameras an üblichen PCs nicht standardmäßig vorhanden. Eine zusätzliche Karte im PC ist daher notwendig. Durch den Verzicht auf die Bildverarbeitung auf der Schnittstellenkarte sind aber die Kosten und auch der Konfigurationsaufwand hierfür geringer.
Eigenschaften | Schnittstellenkarte | Framegrabber |
---|---|---|
Vorverarbeitung der Bilddaten (z.B. Skalierung) | Nein | Ja |
CPU-Entlastung per DMA | Ja | Ja |
Standardtreiber/-schnittstellen (z.B. GenICam) | Ja | Meistens |
Schnittstellen zu Bildverarbeitungssoftware (z.B. Halcon) | Ja | Meistens |
Installations- und Konfigurationsaufwand | Niedrig | Mittel |
Kosten | Niedrig | Mittel |
Fazit: Von CoaXPress 2.0 profitieren
Große Datenmengen bei hoher Übertragungsgeschwindigkeit über weite Entfernungen: der CoaXPress 2.0 Standard für die industrielle Bildverarbeitung macht all dies möglich. Konzipiert als Nachfolger des Camera Link Standards erfordert dieses Machine Vision-Interface aber auch eine entsprechende Schnittstellenkarte im PC. Angesichts der großen zu übertragenden Datenmengen muss dies jedoch kein Nachteil sein, da die CPU des PCs nicht durch die Datenübertragung blockiert wird, sondern voll für die Bildverarbeitungsanwendung zur Verfügung steht und zusätzliche Vorverarbeitung auf die Schnittstellenkarte ausgelagert werden kann.
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